Sa. 26. September 2009, 18:15h
In den 70er-Jahren hat die Band bereits Jazzgeschichte geschrieben. Denn das Konzept von Oregon rein akustisch gespielten gefühlvollen harmonisch-melodischen Jazz mit den damals im Westen noch weitgehend unbekannten ethnisch-exotischen Klängen zusammenzuführen war wegbereitend für viele andere Gruppen, die dem Quartett auf ihren Weltmusikpfaden folgen wollten. Wenngleich das nach dem tragischen Unfall von Colin Walcott verbliebene Triumvirat von Ralph Towner, Paul McCandless und Glenn Moore die Ethno-Wege längst hinter sich gelassen hat, so ist die heute wohl schon zu den dienstältesten Formationen des Jazz zählende Band einer stilistisch schlüssigen Linie treu geblieben.Grundsätzlich ist die Musik von Oregon heute jazziger geworden, sie orientiert sich vielleicht mehr denn je an dem weichen Klangbild eines Bill Evans, der Ralph Towner schon in seinen jungen Jahren inspiriert hat. Am Klavier und an der mit pianistischer Fingerfertigkeit gespielten Konzertgitarre ist Towner im Grunde seiner akustischen Stilistik treu geblieben, auch wenn der Maestro heute bereits die Synthesizer über dem Flügel stapelt. Dies wird um so deutlicher, wenn das Quartett hin und wieder auf Ralph Towners Kompositionen aus den 70er-Jahren zurückgreift, die bis heute noch immer nichts von ihrer lyrischen Anmut verloren haben. Und auch in der thematisch freien, absolut spontanen Improvisation, die das Quartett unter dem scherzhaften Titel Nothing (Towner: Eigentlich existiert dieses Stück ja gar nicht...) live auf die Bühne zaubert, spürt man noch immer die tiefe Verneigung Towners vor Strawinsky und dessen Zeitgenossen, die den einstmals jungen Kompositionsstudenten wohl intensiver noch geprägt haben dürften als die Wiener Avantgardisten mit ihrer seriellen Atonalität.
Paul McCandless ist seit je her ein Virtuose an den verschiedensten Holzblasinstrumenten. Sein nasaler Ton an der Oboe, am Englischhorn wie am Sopransaxophon hat mit den Jahren noch an Wärme und Strahlkraft gewonnen. Und dennoch spürt man die immer ein wenig verhalten wirkende Distanz in seinem Spiel. Wenn er beispielsweise zur knarzigen Bassklarinette greift, um die etwas fetziger rhythmisierten Bass-Grooves von Glenn Moore klanglich anzureichern, geht Paul McCandless noch immer nicht völlig bis zum äußerst Möglichen, sondern bleibt seinem geschmeidig-weichen Klangideal verhaftet. Auch wenn die vier Herren sich zurückhalten, hört man genau, wie viel Energie in ihrer Musik steckt. Parts wachsen improvisatorisch aus Riffen heraus, Melodien legen sich über das Tongeflecht, die Rhythmusgruppe aus Gründervater Glen Moore am akustischen und elektrischen Kontrabass und dem erst vor elf Jahren hinzugekommenen Mark Walker an Schlagzeug und Perkussion besticht mit fein ausgearbeiteten Texturen.